E-Commerce und Elektrogeräte
In unserem letzten Beitrag haben wir uns angesehen, welche Richtlinien es im Bereich der Elektrogeräte für E-Commerce Seller gibt. Wir haben uns mit der Elektro-Richtlinie WEEE, der Batterie-Richtlinie und auch dem Symbol der durchgestrichenen Mülltonne beschäftigt. In diesem Beitrag wollen wir noch ein wenig tiefer in das Thema Elektrogeräte eintauchen.
Elektrogeräte sind ein recht anspruchsvoller Bereich, daher wollen wir dir hiermit einen Überblick über die verschiedenen Normen, Gesetze und Vorschriften bieten, die für den Verkauf von Elektrogeräten relevant sind. Achtung: Die nachfolgenden Punkte sind zum jetzigen Stand gültig, können sich aber jederzeit ändern! Unser Beitrag kann keine vollständige Übersicht über das Thema Elektrogeräte bieten, dafür ist dieser Bereich schlicht zu umfangreich. Wir werden allerdings jene Vorschriften, Normen, Gesetze und Kennzeichnungen auflisten, die für dich als Seller von Elektrogeräten am wichtigsten sind.
Gesetzliche Anforderungen speziell für Elektrogeräte
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es natürlich mehr gesetzliche Anforderungen, als die hier erwähnten. So gilt beispielsweise die REACH-Verordnung auch für Bestandteile eines Elektrogeräts. Wir werden in diesem Beitrag allerdings nur auf jene Anforderungen eingehen, die konkret nur für Elektrogeräte gelten.
Strahlungsphänomene (EMV)
Bei Strahlungsphänomenen geht es um die elektromagnetische Verträglichkeit von Elektrogeräten. Elektromagnetisch verträglich bedeutet, dass elektrotechnische Geräte zufriedenstellend arbeiten, ohne dabei andere Elektrogeräte zu stören oder selbst gestört zu werden. Damit diese Verträglichkeit sichergestellt werden kann, müssen die Störaussendungen eines Geräts beschränkt werden. Außerdem muss das Gerät eine Mindeststörfestigkeit besitzen, die es gegen Fremdfelder schützt.
Geregelt wurde das Ganze auf EU-Ebene mit der Richtlinie 2014/30/EU, die für harmonisierte Rechtsvorschriften sorgt. Produkte, die unter diese Richtlinie fallen und deshalb Labortests unterzogen werden müssen, sind zum Beispiel:
- USB-Ladegeräte,
- Handstaubsauger und
- Rauchmelder.
Niederspannungsrichtlinie (NSR)
Damit die Sicherheit von Elektroprodukten erhöht wird, erließ die EU 2014 die Richtlinie 2014/35/EU. Durch diese Richtlinie wurden Rechtsvorschriften bezüglich der Spannungsgrenzen von Elektroprodukten EU-weit harmonisiert. Oft wird die Niederspannungsrichtlinie auch in Deutschland als Low Voltage Directive bezeichnet (LVD).
Die Niederspannungsrichtlinie enthält keine technischen Spezifikationen, sondern gibt grundlegende Anforderungen vor, die die Produkte einhalten müssen. So müssen Elektrogeräte sicher und ordnungsgemäß angeschlossen werden können und es muss ein gewisser Schutz vor jenen Gefahren bestehen, die von elektrischen Betriebsmitteln ausgehen können – beispielsweise bei Berührung oder bei äußeren Einwirkungen auf das Gerät.
Sie gilt für Produkte mit folgender Nennspannung: zwischen 50 V und 1000 V für Wechselstrom, zwischen 75 V und 1500 V für Gleichstrom. Daraus kann man bereits erkennen, dass nahezu alle Alltagsgeräte unter die Niederspannungsrichtlinie fallen. Produkte wie
- Wasserkocher,
- Heißluftfritteusen und
- Fernseher
müssen daher im Labor entsprechenden Tests unterzogen werden.
Gefährliche Stoffe (RoHS)
Mit der RoHS-Richtlinie wird geregelt, welche Stoffe in Elektro- und Elektronikprodukten (einschließlich Kabeln und Ersatzteilen) nicht, beziehungsweise nur bis zu einem bestimmten Grenzwert, enthalten sein dürfen. Die RoHS-Richtlinie wird in Deutschland durch die Elektro- und Elektronikgeräte-Stoff-Verordnung (kurz ElektroStoffV) umgesetzt. Diese Richtlinie trifft vor allem jene Elektrogeräte, die für Endkunden bestimmt sind. Solche Haushaltsgeräte müssen dementsprechend Labortests unterzogen werden.
Achtung: Ein häufiger Fehler im Zusammenhang mit RoHS ist das Anbringen des Symbols auf Produkt oder Verpackung. Auf Amazon kann dieser Fehler zu einer sofortigen Produktsperrung führen, wenn er von einem Konkurrenten gemeldet wird! Da RoHS ein Bestandteil der CE-Kennzeichnung ist, darf das RoHS-Symbol nicht separat angebracht werden.
Batterie-Unbedenklichkeit
Die EU-Richtlinie 2006/66/EG über Batterien und Akkumulatoren wird in Deutschland durch das Batteriegesetz umgesetzt. Durch diese Richtlinie wurde der Einsatz von Stoffen wie Quecksilber und Cadmium in Batterien verboten. Batterien, in denen diese Stoffe über einer bestimmten Grenzmenge enthalten sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden.
Lithiumhaltige Batterien und Zellen gelten zudem als Gefahrgut der Klasse 9. Deshalb unterliegen sie den Gefahrgutvorschriften der ADR und RID. Damit sie transportiert werden können, müssen sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So muss beispielsweise der Nachweis einer erfolgreichen Prüfung gemäß den „Recommendations on the Transport of Dangerous Goods“ erfolgen.
Kennzeichnung für Produkt und Verpackung
Auch hier nochmal der kurze Hinweis: Diese Anforderungen sind nicht abschließend. Wir haben uns auf jene Anforderungen beschränkt, die im Regelfall für Elektrogeräte notwendig sind. Allgemeine Kennzeichnungspflichten wie zum Beispiel das Anbringen der Herstelleradresse oder des Herstellungslands werden in dieser Aufzählung nicht angeführt!
Produktkennzeichnung
Technische Daten
Angegeben werden müssen beispielsweise die Milliamperestunden (mAh) bei Batterien und Akkus, die Spannung (z.B. 230 V ~ 50 Hz), oder auch die Leistung (z.B. 2000 W) eines Elektroprodukts.
IP-Schutzart
IP steht für Internal Protection. Sie gibt Auskunft darüber, gegen welche Einflüsse ein Produkt geschützt ist. Nach dem Kürzel IP steht eine Buchstaben/Zahl-Kombination. Diese Kennzeichnung gibt an, wie genau das Produkt geschützt ist. Dabei steht die erste Kennziffer für den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung und gegen Fremdkörper. Die zweite Ziffer / der zweite Buchstabe steht für den Schutzgrad gegen Feuchtigkeit beziehungsweise gegen eindringendes Wasser.
Symbol für Schutzklasse
Die Schutzklasse definiert jene Sicherheitsmaßnahmen, die getroffen werden, um einen elektrischen Schlag zu vermeiden. Vor allem Geräte mit einem metallischen Gehäuse sind anfällig für Isolationsschäden, durch welche das Gehäuse spannungsführend werden kann. Unterschieden wird zwischen 3 Schutzklassen. Bei Geräten, die unter die Schutzklasse 2 oder höher fallen, muss das entsprechende Symbol auf dem Produkt angebracht sein
CE-Kennzeichnung
Die CE-Kennzeichnung steht für Conformitée Européenne. Sobald ein Produkt in den Anwendungsbereich der CE-Richtlinie fällt, darf es nur dann auf den Markt gebracht werden, wenn sichergestellt ist, dass es sämtliche gesetzliche Vorgaben erfüllt. Außerdem muss für solche Produkte eine Konformitätsbewertung durchgeführt werden und anschließend eine Konformitätserklärung erstellt werden. Dann können – und müssen – die Produkte mit einem CE-Zeichen gekennzeichnet werden.
Konformitätserklärung, RoHS-Richtlinie, Lizenzierung und Kennzeichnung – all diese Begriffe und Voraussetzungen können einen schnell verwirren. Wir von Tradavo helfen dir dabei, in diesem E-Commerce Dschungel den Durchblick zu bewahren. Wir kümmern uns um alle notwendigen Schritte, die gesetzt werden müssen, damit du dein Produkt sicher und unkompliziert verkaufen kannst. Durch unsere jahrelange Erfahrung sparst du dir nicht nur stundenlanges Lesen von Rechtstexten und Verordnungen, sondern sparst auch bares Geld, da wir genau wissen, welche Labortests für eine einwandfreie Product Compliance durchgeführt werden müssen, und welche Tests du dir getrost sparen kannst.
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WEEE-Kennzeichnung
Die WEEE-Kennzeichnung ist auch als durchgestrichene Mülltonne bekannt. Sie soll dem Endverbraucher dabei helfen, Elektrogeräte korrekt zu entsorgen. Genauere Infos zur korrekten WEEE-Kennzeichnung findest du in diesem Beitrag.
Sonderfall Frankreich - Triman-Kennzeichnung
Elektrogeräte und Batterien müssen in Frankreich mit dem Info-Tri gekennzeichnet werden. Damit sollen Endverbraucher über die korrekte Entsorgung und mögliche Abgabestellen für Elektrogeräte informiert werden. Bei Elektrogeräten muss nicht zwangsläufig das Triman-Logo genutzt werden. Stattdessen kann auch das Symbol der durchgestrichenen Mülltonne aufgebracht werden. Der Info-Tri Sortierhinweis muss aber in jedem Fall angebracht sein, wenn das Produkt in Frankreich verkauft werden soll.
Weitere Informationen über die speziellen Kennzeichnungspflichten in den unterschiedlichen Ländern findest du in unseren Beiträgen über das Amazon PAN-EU Programm.
Chargennummer
Die Chargennummer kann vom Hersteller beziehungsweise Verkäufer frei gewählt werden. Sie wird bei jeder Bestellung neu vergeben. Beispiel: 2023-01 bei der ersten Bestellung, 2023-02 bei der zweiten Bestellung usw. Sinn der Chargennummer ist es, für eine bessere Nachverfolgbarkeit zu sorgen. Kommt es dazu, dass eine Charge fehlerhaft ist, kann anhand der Chargennummer sofort eruiert werden, welche Produkte betroffen sind. Dadurch wird auch der Rückruf von fehlerhaften Produkten deutlich vereinfacht und beschleunigt.
Verpackungskennzeichnung
Die Verpackungskennzeichnung ist nahezu identisch mit der Produktkennzeichnung. Allerdings muss hier beachtet werden, dass die WEEE-Kennzeichnung nicht auf die Verpackung aufgedruckt werden sollte. Auch die Triman-Kennzeichnung unterscheidet sich, abhängig von den verwendeten Materialien von Produkt und Verpackung.
Wer hat diesen Beitrag verfasst?
In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.