Case Study Badethermometer: Kleine Änderung, große Auswirkung auf die Compliance

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Case Study - Badethermometer

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In den letzten Artikeln haben wir uns bereits ausführlich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigt, die für Amazon Seller wichtig sind, wie zum Beispiel mit der REACH-Verordnung, oder den verschiedenen Zertifizierungen. Heute wollen wir dir praktische Beispiele zu dem theoretischen Wissen liefern. Dafür werden wir uns verschiedene Badethermometer ansehen und aufzeigen, welche Produktänderungen, welche (oft großen) Auswirkungen für dich als Amazon Seller haben können.

Haushaltsübliches Thermometer für Babys, bestehend aus Kunststoffen

Beginnen wir unsere Case Study mit der „Basisversion” eines Thermometers, ähnlich dem, das du hier sehen kannst. Dieses Thermometer muss insbesondere im Einklang mit den folgenden Verordnungen hergestellt werden:

Haushaltsübliches Thermometer
  • REACH-Verordnung: Hier wird u.a. geprüft, ob die Grenzwerte für PAK (Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe) eingehalten werden.
  • POP-Verordnung (Schwer abbaubare organische Schadstoffe).

Zudem muss das Produkt den Anforderungen des Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG), das die europäische Richtlinie zur Allgemeinen Produktsicherheit (2001/95/EG) umsetzt, entsprechen. Wichtig ist außerdem auch, alle Komponeten des Thermometers anzuschauen. So ist zum Beispiel seit April 2009 der Verkauf von Thermometern, deren Messflüssigkeit Quecksilber enthält verboten!

Thermometer für Babys in Spielzeugform, bestehend aus Kunststoffen

Genau wie bei dem vorherigen Thermometer müssen auch hier wieder die REACH-Verordnung, POP sowie das ProdSG eingehalten werden. Auch die Messflüssigkeit muss kontrolliert werden. Da dieses Thermometer aber die Form eines Spielzeugs hat, gilt zusätzlich:

 

Schon eine vermeintlich kleine optische Änderung, vom Standard-Thermometer hin zu einer Form, die Kinder ansprechen soll, zieht Konsequenzen für die Compliance nach sich.

Thermometer für Babys

Damit fällt das Thermometer nämlich unter die Spielzeugrichtlinie. Diese reguliert alle Produkte, die ausschließlich oder nicht ausschließlich dazu bestimmt oder gestaltet sind, von Kindern unter 14 Jahren zum Spielen verwendet zu werden.

 

Die Spielzeugrichtlinie

Die Einhaltung dieser Spielzeugrichtlinie bringt für dich mehrere Verpflichtungen mit sich:

  1. Sicherheitstechnische Prüfung, wie z.B. der Schablonentest. Dieser ist vor allem dann notwendig, wenn das Produkt für Kinder unter 10 Monaten gedacht ist. Hierbei wird überprüft, ob ein Spielzeug die Rückwand des Rachens erreichen kann, um bei Verschlucken Schutzmechanismen der Atemwege auszulösen.
  2. Warnhinweise
  3. CE-Kennzeichnung
  4. Sicherheitsbeurteilung
  5. Technische Dokumentation
  6. Risikobewertung
  7. Konformitätserklärung

 

Diese höheren Compliance-Standards sind unter anderem deswegen so wichtig, weil gerade kleine Kinder Gegenstände oft in den Mund stecken – giftige Stoffe sind hier also ganz besonders gefährlich.

Fällt ein Produkt beispielsweise durch sein Design in die Spielzeugrichtlinie, so  gelten bei den chemischen Untersuchungen strengere Grenzwerte. Zusätzlich müssen mehr REACH-Parameter getestet und natürlich auch eingehalten werden.

 

Phthalate

Phthalate sind den meisten auch als Weichmacher bekannt. Sie sorgen dafür, dass Produkte, die eigentlich aus hartem Kunststoff bestehen, weich und biegsam werden. Leider können sich diese Weichmacher recht einfach aus dem Kunststoff lösen. Einige Phthalate wurden daher von der europäischen Chemikalienagentur auf die Liste der SVHC – der besonders besorgniserregenden Stoffe, gesetzt und auch in Anhang XVII der REACH-Verordnung finden sich Phthalate, die sogar Inverkehrbringugnsverbote zur Folge haben, sollten zu große Mengen davon in gewissen Produkten enthalten sein.

Bei einigen Phthalaten wurde eine hormonartige Wirkung nachgewiesen, dadurch können diese das Hormonsystem beeinflussen. Es macht also Sinn, dass gerade bei Produkten die durch ihre Aufmachung an Kinder gerichtet sind, besondere Vorsichtsmaßnahmen gelten müssen.

Bei Produkten, die unter die Spielzeugrichtlinie fallen, verbietet die REACH-Verordnung den Einsatz von insgesamt 7 Phthalaten, während bei anderen Produkten „nur” 4 Phthalate verboten sind. Die Grenze für die beinhalteten Phthalate in Spielzeug-Produkten liegt bei 0,1 Gewichtsprozent – diese Grenze gilt für alle 7 Phthalate, nicht für jedes einzelne! Selbst gewisse Kombinationen aus den Phthalaten dürfen kombiniert diese 0,1 Gewichtsprozent nicht überschreiten, da ansonsten die Product Compliance nicht mehr gegeben ist.

Digitales Thermometer für Babys in Spielzeugform, bestehend aus Kunststoffen

Kommen wir nun zum dritten Produkt, welches in Sachen Compliance am anspruchsvollsten ist. Auch hier handelt es sich, wie du sehen kannst, immer noch um ein Thermometer, allerdings hat dieses nun eine digitale Temperaturanzeige anstatt einer analogen Anzeige.

Digitales Thermometer für Babys

Für dieses Thermometer gelten wie bei dem vorherigen Produkt:

  • REACH-Verordnung
  • POP-Verordnung
  • LFGB
  • Spielzeugrichtlinie (2009/48/EG)

 

Außerdem gelten hier auch noch:

  • Elektrische Spielzeuge-Sicherheit DIN EN 62115
  • EMV (2014/30/EU) – Elektromagnetische Abstrahlung von Geräten
  • RoHS (2011/65/EU) – Beschränkung gefährlicher Stoffe in Elektrogeräten
  • Batterierichtlinie (Anforderungen bezüglich der korrekten Entsorgung von Batterien)
  • WEEE-Richtlinie (Elektro- und Elektronikgeräte-Abfall)

 

Zusätzlich zu der Spielzeugrichtlinie, die wir uns beim vorherigen Produkt schon genauer angesehen haben, kommen hier durch die kleine Änderung auf eine digitale Anzeige also viele Normen hinzu, die du mit deinem Produkt einhalten musst. Zudem sollte dir bewusst sein, dass weitere Tests anfallen, du bei der Stiftung EAR registrierungspflichtig wirst und du dich auch um die fachgerechte Entsorgung des Produkts kümmern musst.

Ein Produkt mit solch einer digitalen Komponente benötigt außerdem weitere Kennzeichnungen. Zusätzlich muss für den  Endverbraucher eine Bedienungsanleitung beigelegt werden.

Du hast nun gesehen, wie selbst eine kleine Veränderung am Produktdesign umfangreiche Verpflichtungen nach sich ziehen kann, schon eine für Kinder ansprechende Form reicht aus, damit das Produkt als Spielzeug klassifiziert wird, selbst wenn deine Zielgruppe eigentlich Erwachsene sind.

Wir von Tradavo haben schon unzähligen Amazon Sellern dabei geholfen, ihre Produkte sicher auf den Markt zu bringen. Wenn dir die ganzen unterschiedlichen Richtlinien und Einordnungen Kopfzerbrechen bereiten, kannst du dich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch melden.

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Gemeinsam analysieren wir dein Produkt, finden heraus, welche Richtlinien und Grenzwerte gelten, organisieren die Durchführung fehlender Tests und sorgen dafür, dass dein Produkt über alle nötigen Voraussetzungen verfügt, die für einen sicheren Verkauf notwendig sind.

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In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.

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