CE-Kennzeichnung Teil 1: Was ist sie, wann darf sie angebracht werden und wann nicht?

Inhaltsverzeichnis

Die CE-Kennzeichnung

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In unserem letzten Artikel über den Verkauf von Elektrogeräten in der EU haben wir sie bereits angesprochen – die CE-Kennzeichnung. Den meisten Sellern wird das CE-Kennzeichen bereits ein Begriff sein, was genau sich dahinter versteckt, wissen aber die wenigsten. Aus Marketingsicht denken sich viele Seller „viel hilft viel“ und bringen Symbole lieber zu oft als zu selten an. In diesem Beitrag wollen wir uns daher genauer ansehen, was hinter der CE-Kennzeichnung steckt, für welche Produktgruppen sie gilt und wann sie angebracht werden darf – und wann nicht.

CE-Kennzeichnung: Definition und Zweck

CE steht für Conformité Européenne. Sie ist kein Qualitätssiegel, sondern ein Kennzeichen dafür, dass ein Produkt vom Hersteller eingehend darauf geprüft wurde, ob es die in der EU geltenden Anforderungen an Sicherheit, Umweltschutz und Gesundheitsschutz erfüllt. Deshalb benötigen viele Produkte auch eine CE-Kennzeichnung, damit sie überhaupt in der EU verkauft werden dürfen.

Aus dem obigen Absatz geht bereits hervor, warum es nicht den einen Labortest gibt, der einem eine CE-Kennzeichnung verschafft. Die Anforderungen für eine CE-Kennzeichnung ergeben sich nämlich je nach Produkt aus verschiedensten EU-Richtlinien, Verordnungen oder aus harmonisierten Normen. Logischerweise sind diese für jedes Produkt unterschiedlich, weshalb die unterschiedlichsten Tests durchlaufen werden müssen, damit ein Produkt als marktkonform gilt und das CE-Symbol darauf angebracht werden darf.

Die Nutzung der CE-Kennzeichnung ist kostenfrei, es fallen also keinerlei Lizenzgebühren oder Ähnliches an.

Unterliegt mein Produkt der CE-Kennzeichnungspflicht? So findest du es heraus!

Um herauszufinden, ob dein Produkt der CE-Kennzeichnung unterliegt und welche spezifischen Anforderungen dafür gelten, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Entweder tauchst du selbst tief in die entsprechenden Rechtstexte ein, durchforstest EU-Richtlinien, EU-Verordnungen und diverse Internetforen, oder du beauftragst einen erfahrenen Compliance-Partner wie Tradavo, der die aufwendige Recherche für dich übernimmt.

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Grundsätzlich gilt: Eine Kennzeichnungspflicht besteht nur dann, wenn dein Produkt entsprechenden EU-Vorschriften unterliegt. Ob und welche Vorschriften dein Produkt betreffen, hängt unter anderem von folgenden 3 Faktoren ab:

  • Produktkategorie (z.B. persönliche Schutzausrüstung, Kinderspielzeug)
  • Funktionalität des Produktes (z.B. WiFi)
  • Altersgruppe (vor allem wichtig, wenn die Zielgruppe 14 Jahre oder jünger ist)

EN-Standards und DIN-Normen: Definitionen und Unterschiede

Die Abkürzung EN steht für Europäische Norm, während DIN die Abkürzung für das Deutsche Institut für Normung ist. Daraus ergibt sich auch schon der größte Unterschied: Europäische Normen werden von den unterschiedlichen europäischen Normungsorganisationen erarbeitet. Das DIN hingegen vertritt die deutschen Interessen auf europäischer Ebene. Oft sind sowohl EN- als auch DIN-Normen freiwillig und können daher auch zu Marketingzwecken in Amazon-Listings genutzt werden. Es gibt aber auch harmonisierte Normen. Diese ergeben sich durch europäische Rechtsvorschriften. Ihre Erfüllung ist demnach verpflichtend und alle Mitgliedstaaten in der EU gehen davon aus, dass das Produkt den Anforderungen der Norm entspricht. Eine bekannte europäische Norm ist beispielsweise die EN 71-3. Sie befasst sich mit der Migration bestimmter Elemente in Spielzeug.

Welche EU-Richtlinien und Verordnungen lösen eine Kennzeichnungspflicht aus?

Bis jetzt waren wir sehr theoretisch unterwegs. Um das ganze Thema der CE-Kennzeichnung etwas mehr zu veranschaulichen, haben wir einige der wichtigsten Rechtsvorschriften inklusive Produktbeispiele angeführt. Fällt dein Produkt unter eine oder mehrere dieser Rechtsvorschriften, dann muss es die entsprechenden Labortests durchlaufen und bei Bestehen mit dem CE-Kennzeichen versehen werden.

  • RoHS-Richtlinie: z.B. HDMI-Kabel, Powerbank, Kopfhörer
  • Niederspannungsrichtlinie: z.B. Mixer, Toaster, Wasserkocher
  • EMV-Richtlinie: z.B. Tier-Trinkbrunnen, Adapter, Lampen
  • Funkanlagenrichtlinie: z.B. Babyphone, Radios, Bluetooth-Lautsprecher
  • Spielzeugrichtlinie: z.B. Kuscheltiere, Kartenspiele, Brettspiele, Pfeil- und Bogensets
  • Verordnung zu persönlicher Schutzausrüstung: z.B. FFP2-Masken, Warnwesten, Schwimmflügel
  • Maschinenrichtlinie: z.B. Markisen, höhenverstellbare Schreibtische, Laufbänder
Computerkabel
Kabel, wie auch andere Elektrogeräte, unterliegen der RoHS-Richtlinie

CE-Kennzeichnung: Wann darf sie angebracht werden?

Angenommen, du hast bereits ein Produkt im Auge. Nun musst du in Erfahrung bringen, ob es in den Anwendungsbereich einer oder mehrerer Rechtsvorschriften fällt. Hast du schon einen Hersteller gefunden, kann es sein, dass dieser schon verwertbare Testreports vorlegen kann. Mit diesem Thema werden wir uns eingehend im Teil 2 des CE-Kennzeichnungs-Ratgebers beschäftigen.

Hat dein Hersteller noch keine Testreports, dann bist du dafür zuständig, zu überprüfen, ob deine Produkte die unterschiedlichen Vorschriften erfüllen. Da es je nach Produkt starke Unterschiede darin gibt, welche Labortests durchgeführt werden müssen, unterscheiden sich auch die Laborkosten für die notwendigen Tests teilweise enorm. Grobe Richtwerte sind ungefähr 500€ – 2000€ bei Spielzeug für Tests nach EN 71 und ungefähr 800€ – 2500€ bei Elektroprodukten, die unter RoHS und EMC fallen. Die genauen Kosten sind jedoch abhängig von der Anzahl der zu testenden Teile bzw. Materialien.

CE-Kennzeichnung
Bei der Anbringung des CE-Kennzeichens muss zwingend auf die korrekte Darstellung geachtet werden

Mit der CE-Kennzeichnung ist immer auch eine Konformitätserklärung verbunden. Was es damit genau auf sich hat, kannst du in diesem Beitrag nachlesen. Deinem Produkt muss außerdem eine Bedienungsanleitung beiliegen falls es nicht auch so sicher verwendet werden kann. Diese müssen normenkonform und benutzerfreundlich gestaltet sein. Ergebnisse der Risikobeurteilung sollten daher entsprechend berücksichtigt werden, ebenso Informationen zum bestimmungsmäßigen Gebrauch, Restrisiken und weitere Sicherheitshinweise. Gibt es vorhersehbare Fehlanwendungen, so sollten auch diese in der Bedienungsanleitung angeführt werden.

Welche Inhalte die technische Dokumentation deines Produkts enthalten muss, ergibt sich aus den entsprechenden Verordnungen oder den geltenden Richtlinien. Grundsätzlich muss sie aber Dokumente wie die Bedienungsanleitung, die Konformitätserklärung, Explosionsgrafiken, Schaltkreise oder auch eine Übersicht der kritischen Bauteile enthalten.

Wann darf die CE-Kennzeichnung nicht angebracht werden?

Fällt ein Produkt nicht unter den Anwendungsbereich einer entsprechenden Rechtsvorschrift, die eine CE-Kennzeichnung verlangt, dann darf es auch nicht mit der Kennzeichnung versehen werden.

Fällt ein Produkt zwar unter den Anwendungsbereich entsprechender Rechtsvorschriften und müsste demnach mit dem CE-Kennzeichen ausgestattet werden, dann darf dieses nicht angebracht werden, wenn die Dokumentation des Produktes unvollständig ist.

In Teil 1 unseres großen CE-Kennzeichnungs-Ratgebers konntest du bereits einiges über die CE-Kennzeichnung, ihren Zweck und die entsprechenden EU-Richtlinien und Verordnungen erfahren. In Teil 2 des Ratgebers werden wir uns damit beschäftigen, welche Nachweise du von deinem Hersteller benötigst, warum so viele Hersteller versuchen, mit der CE-Kennzeichnung zu tricksen und welche Gefahren drohen können, wenn die Behörden aktiv werden, weil es mit der CE-Kennzeichnung deiner Produkte ein Problem gibt.

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In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.

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