Die CE-Kennzeichnung
In unserem letzten Beitrag haben wir uns bereits eingehend damit beschäftigt, was die CE-Kennzeichnung überhaupt ist und wann sie auf einem Produkt angebracht werden kann beziehungsweise angebracht werden muss. Wir haben uns darüber hinaus angesehen, wann die CE-Kennzeichnung nicht angebracht werden darf.
In diesem Artikel werden wir dir zeigen, welche Nachweise du vom Hersteller benötigst und wie du überprüfen kannst, ob Seitens deines Herstellers alles mit rechten Dingen zugeht. Außerdem werden wir dir erklären, warum viele Produkte fälschlicherweise eine CE-Kennzeichnung tragen und welche Gefahren drohen können, wenn mit der CE-Kennzeichnung deiner Produkte etwas nicht in Ordnung ist und Zoll oder Behörden aktiv werden.
Welche Nachweise benötigst du von deinem Hersteller?
Ein wichtiger Hinweis zu Beginn: Viele asiatische Hersteller werben mit einem „CE-Certificate“ oder sogenannten Selbsterklärungen. Allerdings sind diese Nachweise ungültig, wenn es keine dazugehörigen Testreports eines Labors gibt. Deshalb werden sie auch von den Behörden in keinem Fall akzeptiert.
Nachweise über durchgeführte Labortests
Damit du dein Produkt sicher vertreiben kannst, brauchst du vom Hersteller Nachweise darüber, dass die entsprechenden Labortests, die für das Produkt gemacht werden müssen, durchgeführt wurden und die Produkte den geltenden Standards entsprechen. Dabei müssen die Labortests genau zu deinem Produkt passen und müssen sämtliche Teile des Produkt umfassen.
Für Produkte, die unter die RoHS-Richtlinie fallen, muss unter anderem Folgendes beachtet werden:
- Farben: Wurde ein Labortest mit einem Produkt in grün durchgeführt, dann gilt dieser auch nur für das grüne Produkt. Ist dein Produkt aber schwarz, muss nochmal getestet werden.
- Materialien: Ein Produkt enthält eine Komponente aus Silikon und wurde mit dieser getestet. Du möchtest die Komponente aus Kunststoff gefertigt haben. Auch hier ist ein entsprechender Testreport notwendig.
- Alle Teile: Oft kommt es vor, dass bei Elektrogeräten nur die Außenseite getestet wird und das Innenleben dabei nicht berücksichtigt wird. Auch diese Testreports sind so alleine nicht nutzbar.
Technische Dokumentation des Herstellers
Die technische Dokumentation eines Produktes direkt vom Hersteller zu erhalten, ist in vielen Fällen schwierig, da diese oft vertrauliche Informationen beinhaltet, die die Hersteller nur ungern weitergeben. Du kannst dieses Problem umgehen, indem du mit deinem Hersteller vereinbarst, dass dieser im Falle behördlicher Anfragen die Dokumente an die Behörden übermittelt. Das ist allerdings sehr riskant und sollte gut überlegt sein.
Eine andere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit speziellen Dienstleistern, die auf die Erstellung von technischen Dokumentationen spezialisiert sind. So kannst du sichergehen, dass mit deinen Dokumenten alles in Ordnung ist und du sie im Fall der Fälle schnell und problemlos an die Behörden weiterleiten kannst.
So erkennst du, ob mit den Nachweisen deines Herstellers alles in Ordnung ist
Als Laie hat man es doppelt schwer: Allein herauszufinden, ob ein Produkt überhaupt CE-Kennzeichnungspflichtig ist, kann an eine Mammutaufgabe grenzen. Dazu kommt dann noch die Frage, ob der Hersteller seiner Dokumentationspflicht nachgekommen ist und ob seine Nachweise ausreichend sind.
Leider ist im asiatischen Raum bekannt, dass viele Einkäufer sich nicht ausreichend mit der Rechtslage auskennen und sich dementsprechend mit den vorliegenden Dokumenten zufrieden geben und diese nicht hinterfragen. Oft werden dabei nicht verwertbare Testreports oder dubiose Zertifikate vorgelegt. Natürlich geschieht nicht alles in böser Absicht. Die europäische Rechtslage und die entsprechenden Vorschriften sind komplex, in vielen Fällen fehlt den asiatischen Herstellern schlichtweg das Wissen in Bezug auf die in Europa geltenden Vorschriften.
Warum so viele Produkte fälschlicherweise die CE-Kennzeichnung tragen?
Wie so oft geht es auch hier um die Kosten und vermeintliche Einsparpotenziale. Hersteller aus Asien, aber auch Seller aus Europa sind oft nicht bereit, die teils hohen Kosten für Labortests zu tragen. Dazu kommt, dass es leider oft billiger ist, nicht konforme Produkte zu produzieren, die den EU-Standards nicht entsprechen. Nicht selten werden dann giftige Bauteile verwendet oder Geräte produziert, die z.B. elektrisch nicht sicher sind.
Die CE-Kennzeichnung löst zudem bei vielen Kunden eine falsche Sicherheit aus, da das Zeichen mit Qualität verbunden wird. Dabei ist es meistens irrelevant, ob die CE-Kennzeichnung für ein Produkt überhaupt vorgesehen ist, denn in der Regel wissen Kunden nicht genau über die konkrete Rechtslage Bescheid.
Kunden suchen außerdem in den meisten Fällen nicht nach dem sichersten, sondern nach dem günstigsten Produkt. Das in Kombination mit der für Verbraucher undurchsichtigen Lage, welches Produkt nun wann und wie marktkonform ist führt dazu, dass Händler die CE-Kennzeichnung anbringen, obwohl ihre Produkte diese nicht tragen dürfen oder die Produkte im schlimmsten Fall die Standards, die für das CE-Kennzeichen notwendig wären, gar nicht erfüllen.
Probleme mit der CE-Kennzeichnung: Diese Gefahren drohen
Der häufigste Fall ist folgender: Das Produkt wird im Rahmen einer Zollbeschau untersucht. Dabei wird nicht selten kontrolliert, ob das Produkt korrekt gekennzeichnet ist und beispielsweise eine Anleitung mit allen gesetzlich vorgeschriebenen Inhalten beiliegt. Bemerkt der Zoll Auffälligkeiten an deinem Produkt, dann wird dieses an die zuständige Marktüberwachungsbehörde weitergeleitet. Diese bittet dich als Hersteller dann um eine Stellungnahme und um Vorlage der gesetzlich vorgeschriebenen Unterlagen.
Mögliche Problemstellungen und deren Folgen
Die Kennzeichnung wurde fälschlicherweise am Produkt angebracht:
Ist die Kennzeichnung fest mit dem Produkt verbunden und kann demnach nicht entfernt werden, dann muss die gesamte Charge direkt am Hafen vernichtet werden. Auch ein Bußgeld kann anfallen.
Die Kennzeichnung wurde fälschlicherweise an der Verpackung angebracht:
Verpackungen müssen ausgetauscht oder überklebt werden. Auch hier wird ein Bußgeld fällig.
Fehlende Kennzeichnung:
Liegen die vorgeschriebenen Dokumente vor und wurde schlicht auf das Anbringen der Kennzeichnung verzichtet, dann ist es in der Regel möglich, dass diese nachträglich angebracht wird.
Fehlende Dokumentation:
Dein Produkt ist korrekt gekennzeichnet, aber die vorliegenden Dokumente sind entweder fehlerhaft oder weisen Lücken auf. In dem Fall gibt dir die Behörde Zeit, um Lücken zu schließen. Wenn das aber nicht möglich ist, etwa weil dein Produkt bei nachträglichen Labortests durchfällt oder das ganze Prozedere zu lange dauert, dann wird deine Charge direkt am Hafen vernichtet und du musst ein Bußgeld zahlen.
Fehlende Kennzeichnung und fehlende Dokumentation:
Hier ist in den meisten Fällen nichts mehr zu retten. Oft hat es seine Gründe, warum der Hersteller nicht im Vorfeld auf die CE-Kennzeichnung hingewiesen hat. Im besten Fall wusste er es schlicht nicht und im schlechtesten Fall war ihm bewusst, dass sein Produkt die teils strengen Anforderungen nicht erfüllen kann.
CE-Kennzeichnung: Können Kunden und Konkurrenten erkennen, wenn ein Produkt fehlerhaft gekennzeichnet ist?
Mit ein bisschen Erfahrung und eigener Recherche kann im Zweifel schnell nachgeprüft werden, ob ein Produkt eine CE-Kennzeichnung tragen sollte oder ob die Kennzeichnung fälschlicherweise angebracht wurde. Unterliegt ein Produkt der Kennzeichnungspflicht und trägt auch das CE-Kennzeichen, wird es schon schwieriger. Als Kunde oder Konkurrent hat man dann die folgenden Möglichkeiten:
- Anfordern von Labortests: Rechtlich gesehen müssen Seller diese nicht herausgeben, allerdings ist das vielen nicht bewusst.
- Anfordern der Konformitätserklärung: Verkäufer sind teilweise verpflichtet, diese an Kunden herauszugeben. Fallen hier bereits Fehler auf, liegt meist noch mehr im Argen.
- Produkt- und Verpackungskennzeichnung überprüfen: Je nach Produkt ist eine bloße Kennzeichnung mit CE nicht ausreichend. Weitere Kennzeichnungen wie die IP-Schutzart und das Symbol der Schutzklasse bei Elektrogeräten können verpflichtend sein. Auch die Herstellerangabe inklusive vollständiger europäischer Anschrift, der Produktname, die Artikelnummer und die Chargennummer können kontrolliert werden.
- Abgleich der vorgelegten Dokumente: Stimmen die Informationen auf der Konformitätserklärung mit jenen auf der Produkt- und Verpackungskennzeichnung und den Labortests überein?
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Wer hat diesen Beitrag verfasst?
In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.