RoHS und REACH – Worin liegen die Unterschiede und für welche Produkte gelten die Vorschriften?

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RoHS und REACH - Vergleich

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Oft bemerken wir, dass die Begriffe RoHS und REACH für Verwirrung unter Sellern sorgen. Verstärkt wird diese Problematik auch dadurch, dass vor allem Hersteller aus dem asiatischen Raum die beiden Begriffe analog verwenden, und für nahezu jedes Produkt einen RoHS-Testreport vorlegen können.

Das heißt aber nicht, dass das auch so seine Richtigkeit hat. Sowohl die REACH-Verordnung als auch die RoHS-Richtlinie schränken die Verwendung verschiedener Stoffe ein. Dabei gibt es durchaus auch Überschneidungen, allerdings unterscheiden sich die beiden Vorschriften, wenn es um den Produktumfang, die Kennzeichnungsanforderungen sowie die Stoffbeschränkungen geht.

In diesem Beitrag wollen wir dir daher alle Unterschiede zwischen der REACH-Verordnung und der RoHS-Richtlinie aufzeigen.

Umfang beider europäischer Vorschriften

Beide Vorschriften schränken die Verwendung verschiedener Stoffe in Produkten ein. Allerdings ist der Anwendungsbereich der RoHS-Richtlinie deutlich enger, da diese sich ausschließlich auf elektronische Geräte bezieht.

Legt dein Hersteller dir für ein nicht elektrisches Produkt einen RoHS-Testreport vor, dann weißt du gleich, dass dieser nicht nutzbar ist. Für die Hersteller ist es verhältnismäßig günstig, RoHS-Tests für wenige Materialien durchführen zu lassen, und alleine das Vorliegen eines Testreports reicht leider für die meisten Seller aus, um von der chemischen Unbedenklichkeit eines Produktes auszugehen.

Kommt es zu einer behördlichen Überprüfung, dann hält der Report schon allein deswegen nicht Stand, weil das entsprechende Produkt nicht der RoHS-Richtlinie unterliegt. Achtung: Sobald du deine eigene Marke am Produkt anbringst, wirst du in der EU zum (Quasi-) Hersteller. Damit trägst du die volle Verantwortung für dein Produkt! Produzenten aus Drittländern, wie z.B. China, haben nichts zu befürchten und greifen daher bewusst und bedenkenlos zu solchen täuschenden Maßnahmen.

Die REACH-Verordnung

Wenn du bei dem Begriff REACH-Verordnung lauter Fragezeichen im Kopf hast, dann können wir dir Teil 1 und Teil 2 unserer Artikelserie zur REACH-Verordnung empfehlen. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass REACH die Nutzung schädlicher und gefährlicher Stoffe in Gemischen und Erzeugnissen regelt. Die Verordnung verpflichtet Importeure und Hersteller dazu, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte sicher für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind.

Die REACH-Verordnung gilt für alle Chemikalien, einschließlich derer, die in Erzeugnissen verwendet werden. Es gibt daher praktisch keine Produkte, die nicht unter die REACH-Verordnung fallen. Auch Elektrogeräte, die unter die RoHS-Richtlinie fallen, fallen ebenfalls unter die REACH-Verordnung!

Laptop, Tablet und Handy
Alle Teile eines Elektrogeräts unterliegen sowohl der REACH-Verordnung als auch der RoHS-Richtlinie

Die RoHS-Richtlinie

Auch mit der RoHS-Richtlinie haben wir uns bereits in einem früheren Artikel genauer auseinandergesetzt. Generell schränkt die RoHS-Richtlinie die Verwendung verschiedener gefährlicher Stoffe in elektronischen und elektrischen Geräten ein.

Welche Geräte damit gemeint sind, ergibt sich aus Anhang I der RoHS-Richtlinie, einige Beispiele sind etwa:

  • Große und kleine Haushaltsgeräte
  • IT- und Telekommunikationsgeräte
  • Verbrauchergeräte
  • Werkzeuge
  • Spielzeug
  • Freizeit- und Sportartikel
  • Kontrollinstrumente
  • Beleuchtungseinrichtungen
  • Medizinische Geräte

 

Allerdings fallen auch jene Elektro- und Elektronikgeräte unter RoHS, die nicht explizit in Anhang I aufgeführt werden! Ausnahmen von der RoHS-Richtlinie finden sich in Anhang II, da diese Produkte in der Regel aber nicht von Amazon-Sellern vertrieben werden, werden wir auf diese Ausnahmen nicht näher eingehen.

Unterschiede zwischen REACH und RoHS

Während die REACH-Verordnung eine große Anzahl von Stoffen einschränkt, gibt es in der RoHS-Richtlinie nur 10 spezifische Stoffe, deren Nutzung eingeschränkt wird. Das erklärt auch, wieso RoHS-Tests so viel günstiger für die Hersteller sind, vor allem dann, wenn nur ein Material auf die entsprechenden 10 Stoffe untersucht wird.

Die REACH-Verordnung enthält eine Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC), welche sich negativ auf die menschliche Gesundheit sowie die Umwelt auswirken können. Zusätzlich enthält Anhang XVII Stoffe, die als noch schädlicher angesehen werden und deren Verwendung daher entweder stark eingeschränkt oder sogar komplett verboten ist, etwa Asbestfasern, Arsenverbindungen, Quecksilber, Chloroform, oder auch Nickel und seine Verbindungen.

Wenn du dich in Eigenregie um die chemischen Tests kümmerst, und dir ein Labor einen SVHC-Test vorschlägt, dann ist dieser nicht ausreichend, um sagen zu können, ob dein Produkt konform für den europäischen Markt ist!

Kennzeichnung und Werbung

Auch wenn es um die Themen Kennzeichnung und erlaubte Werbemaßnahmen geht, kursieren im Internet viele, teilweise falsche Informationen.

REACH-Verordnung

Gemäß der REACH-Verordnung gibt es für Erzeugnisse keine Kennzeichnungsvorschriften. Allerdings darf man auch nicht mit einem „REACH-Labortest“ werben, da das unter das sogenannte „Werben mit Offensichtlichkeiten“ fällt.

Bei Gemischen sieht die Lage etwas anders aus. Je nachdem, wie ein Gemisch eingestuft wird, kann es sein, dass die sogenannte CLP-Verordnung Anwendung findet, woraus sich dann weitere Kennzeichnungspflichten ergeben. Auch hier darf nicht mit der Konformität geworben werden. Ob die CLP-Verordnung Anwendung findet, kann dem nach REACH verpflichtenden Sicherheitsdatenblatt entnommen werden, welches für den deutschen Markt auch zwingend auf Deutsch vorliegen muss.

Gefahrstoffpiktogramme
Die notwendigen Symbole gemäß der CLP-Verordnung ergeben sich aus dem Sicherheitsdatenblatt

RoHS-Richtlinie

Wenn dein Produkt in den Anwendungsbereich der RoHS-Richtlinie fällt, dann muss es zwingend mit dem CE-Kennzeichen versehen werden. Mehr Informationen zur CE-Kennzeichnung findest du in Teil 1 und Teil 2 unserer Artikelserie zu CE.

Unter Sellern und vor allem asiatischen Herstellern kommt es ab und an vor, dass eine „ROHS-Kennzeichnung“ auf Produkt und Verpackung angebracht wird. Diese ist allerdings verboten und kann nicht nur von Konkurrenten an Amazon gemeldet werden und so zu Problemen führen, sondern kann auch von Zoll und Behörden beanstandet werden.

Wie kann Tradavo helfen?

Unsere Experten von Tradavo sind bestens vertraut mit den komplexen Vorschriften von REACH und RoHS. Du möchtest sicherstellen, dass du keine unnötigen Risiken eingehst und deine Produkte den europäischen Vorschriften entsprechen? Kontaktiere uns gerne für ein unverbindliches Erstgespräch, um mehr über unsere Dienstleistungen zu erfahren.

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Wer hat diesen Beitrag verfasst?

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In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.

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