PFAS-Verbot in der EU
PFAS („Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen“) sind eine große Gruppe von Chemikalien, die wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in vielen Alltagsprodukten eingesetzt werden. Sie sind extrem langlebig, reichern sich in der Umwelt und im menschlichen Körper an und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Die Europäische Union plant daher ein umfassendes Verbot dieser Stoffe – mit erheblichen Auswirkungen für dich als E-Commerce Seller.
In diesem Artikel erfährst du, was hinter dem PFAS-Verbot steckt, welche Produkte betroffen sind, welche Pflichten auf dich zukommen und wie du sicherstellst, dass du rechtlich auf der sicheren Seite bist.
Warum ist das Thema jetzt wichtig?
Die geplanten gesetzlichen Änderungen rund um PFAS betreffen nicht nur große Konzerne, sondern auch viele kleine und mittlere Seller. Künftig ist verstärkt mit Kontrollen durch Behörden und Marktplätze zu rechnen, wo geschaut wird, ob Produkte PFAS enthalten und ob die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Wer sich frühzeitig informiert und vorbereitet, kann Risiken wie Verkaufsverbote, Rückrufe oder Imageschäden vermeiden – und sich gleichzeitig als verantwortungsbewusster Anbieter positionieren.
Aktueller Stand der Regulierung
Im Februar 2023 haben mehrere EU-Länder einen Vorschlag für ein weitreichendes PFAS-Verbot bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) eingereicht. Das Verbot könnte ab 2026 gelten und betrifft fast alle PFAS-Substanzen. Für bestimmte Anwendungen sind Übergangsfristen von bis zu zwölf Jahren vorgesehen.
Einige Länder gehen bereits voran:
- Frankreich: Verbot von PFAS ab 2026 in Kosmetika, Textilien, Schuhen und Imprägniermitteln, ab 2030 in allen Textilien (außer Schutzkleidung).
- Dänemark: Nationales Verbot ab Juli 2025 für Kleidung, Schuhe und Imprägniermittel, ab 2027 für weitere Verbraucherprodukte.
Zeitplan, Übergangsfristen und Ausnahmen
Die Umsetzung des PFAS-Verbots erfolgt schrittweise und sieht je nach Produktgruppe und Verfügbarkeit von Alternativen unterschiedliche Fristen und Ausnahmen vor. So gestaltet sich der aktuelle Zeitplan:
- Die finale EU-Beschränkung wird voraussichtlich 2025 beschlossen.
- Für die meisten Verbraucherprodukte gilt das Verbot 18 Monate nach Inkrafttreten (frühestens ab 2026/2027).
- Für Produkte mit Alternativen in Entwicklung: 5 Jahre Übergangsfrist.
- Für essenzielle Produkte ohne Alternativen: bis zu 12 Jahre Übergangsfrist.
- Ausnahmen gibt es für Anwendungen, bei denen keine Alternativen existieren und die gesellschaftlich notwendig sind (z.B. bestimmte medizinische Geräte, Hightech-Anwendungen).
Typische Produktgruppen und Beispiele
PFAS finden sich in vielen Produkten, die du vielleicht auch in deinem Sortiment hast:
- Outdoor- & Arbeitskleidung: Regenjacken, Funktionsjacken, Outdoorhosen, Schuhe, Softshelljacken
- Kochgeschirr & Verpackungen: Pfannen mit Antihaftbeschichtung, Backformen, Lunchboxen, Pizzakartons, Backpapier
- Kosmetika & Pflegeprodukte: Wasserfeste Mascara, Make-up, Sonnencreme, Lippenstifte, Foundation
- Elektronik & Haushaltsgeräte: Smartphones, Laptops, Kabel, Küchengeräte mit Antihaft-Oberflächen, Kaffeemaschinen
- Imprägnier- & Reinigungsmittel: Imprägniersprays für Schuhe/Textilien/Möbel, Fleckenschutzmittel, Teppichreiniger
- Sport- & Freizeitartikel: Zelte, Rucksäcke, Yogamatten, Campinggeschirr, Schlafsäcke

Auch Produkte, die auf den ersten Blick unverdächtig erscheinen, können betroffen sein. Prüfe daher deine gesamte Produktpalette – besonders, wenn du auf Marktplätzen wie Amazon, eBay oder Otto verkaufst.
PFAS-freie Alternativen
Es gibt mittlerweile verschiedene PFAS-freie Alternativen, die ähnliche Eigenschaften bieten – zum Beispiel für Antihaftbeschichtungen, Textilien oder technische Kunststoffe. Welche Alternative passt, hängt vom jeweiligen Produkt ab. Informiere dich regelmäßig über neue Entwicklungen und innovative Materialien.
So überzeugst du deine Produzenten zum Umstieg
- Regulatorischen Druck klar machen: Weise deine Lieferanten auf das bevorstehende PFAS-Verbot in der EU hin. Produkte mit PFAS dürfen bald nicht mehr importiert oder verkauft werden.
- Nachweise fordern: Bitte um Laborberichte und Zertifikate, die die PFAS-Freiheit der Produkte belegen.
- Alternativen vorschlagen: Schlage konkrete PFAS-freie Materialien vor und zeige, dass Alternativen existieren.
- Marktentwicklung betonen: Die Nachfrage nach nachhaltigen, PFAS-freien Produkten wächst. Wer früh umstellt, hat Vorteile.
- Vertragliche Regelungen: Halte PFAS-Freiheit in deinen Einkaufsverträgen (z.B. Purchase Order – PO) fest und vereinbare Konsequenzen bei Verstößen.
- Langfristige Partnerschaft anbieten: Unterstütze deine Lieferanten bei der Umstellung und biete eine langfristige Zusammenarbeit an.
Tipp: Viele Produzenten reagieren erst, wenn sie merken, dass ihre Kunden konsequent auf die Einhaltung von Vorschriften bestehen und dies auch kontrollieren bzw. Kontrollen ankündigen. Bleibe also hartnäckig und fordere Nachweise und/oder gebe eigene Labortests in Auftrag.
Labortests und Nachweis von PFAS
PFAS sind sowohl in der REACH-Verordnung als auch in der POP-Verordnung geregelt. Beide enthalten Beschränkungen und Verbote für verschiedene PFAS – zum Beispiel sind PFOS und PFOA bereits durch die POP-Verordnung streng reguliert, während weitere PFAS unter REACH beschränkt werden oder künftig beschränkt werden sollen.
Spezialisierte Labore bieten gezielte PFAS-Analysen an. Damit lassen sich auch sehr geringe Konzentrationen von PFAS nachweisen.

Wichtig: Nicht jeder „Standard-Labortest“ deckt automatisch alle relevanten PFAS ab. Beauftrage daher gezielt eine PFAS-Analyse, die sowohl die Anforderungen der REACH- als auch der POP-Verordnung berücksichtigt oder beauftrage einen Experten, der dich bei der Abwicklung der entsprechenden Labortests sowie bei der Auswahl passender Testparameter für dein konkretes Produkt und dessen Materialien unterstützt.
Mehr zum Thema REACH und Nachweispflichten findest du auch in unseren Beiträgen:
Chancen für dich als E-Commerce Seller
Die Umstellung auf PFAS-freie Produkte bietet dir u.a. folgende Vorteile:
- Wettbewerbsvorteil: Verbraucher achten immer mehr auf umweltfreundliche und sichere Produkte.
- Imagegewinn: Transparente Kommunikation über PFAS-freie Produkte stärkt das Vertrauen deiner Kunden.
Deine nächsten Schritte & Fazit
Das PFAS-Verbot der EU wird die Produktlandschaft nachhaltig verändern. Damit du optimal vorbereitet bist und rechtlich auf der sicheren Seite stehst, solltest du jetzt aktiv werden:
- Prüfe deine Produkte und Lieferketten auf potenzielle PFAS-belastete Materialien.
- Fordere Nachweise von deinen Lieferanten oder führe selbst entsprechende Labortests durch.
- Informiere dich über Alternativen und teste diese frühzeitig.
- Bewahre alle Prüf- und Zertifizierungsnachweise sorgfältig auf.
- Kommuniziere offen mit deinen Kunden über die kommende oder bereits erfolgte Umstellung.
Bereite dich frühzeitig vor, passe deine Prozesse an und nutze die Chance, dich als verantwortungsbewusster Anbieter zu positionieren.
So können wir von Tradavo dir helfen
Die Anforderungen rund um das PFAS-Verbot, REACH- und POP-Verordnung sind komplex und ändern sich laufend. Wir von Tradavo unterstützen dich dabei, den Überblick zu behalten und rechtssicher zu handeln. Egal, ob du deine Produkte und Lieferketten auf PFAS prüfen, Laboranalysen organisieren oder Alternativen zu PFAS finden möchtest – wir begleiten dich Schritt für Schritt.
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Wer hat diesen Beitrag verfasst?
Daniel ist als Geschäftsführer von Tradavo für die Erstellung von Prüfplänen, das Backoffice sowie für organisatorische Aufgaben verantwortlich. Er behält den Überblick über Zahlen und die Buchhaltung, damit das Team nicht den Fokus verliert.
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