Verbot von Einweg-Kunststoff-Produkten in der EU: Was du als Amazon Seller jetzt wissen musst

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Einwegkunststoff-Produkte

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Plastik ist überall, ob in Verpackungen, Alltagsgegenständen oder im Versand. Kunststoff war lange Zeit das Mittel der Wahl. Doch die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit sind enorm. Deshalb greift die EU durch: Mit der sogenannten Single-Use Plastics Directive (SUPD) hat die Europäische Union den Kampf gegen Einwegkunststoff aufgenommen.

Für dich als Amazon Seller bedeutet das: Neue Vorschriften, neue Kennzeichnungspflichten und klare Verbote. Gleichzeitig gibt es viele Unsicherheiten, vor allem rund um die Frage, welche Produkte betroffen sind und welche nicht. In diesem Blogartikel bekommst du Klarheit.

Was ist die EU-Einwegkunststoffrichtlinie (SUPD)?

Die EU-Richtlinie 2019/904 wurde am 5. Juni 2019 verabschiedet und legt den Fokus auf die Reduktion von Einwegkunststoffprodukten und deren Umweltauswirkungen. Sie ist Teil des europäischen Green Deals und der Strategie zur Kreislaufwirtschaft. Das Ziel ist: Die Menge an Kunststoffabfällen, insbesondere im Meer, zu reduzieren und nachhaltige Alternativen zu fördern.

Laut Definition ist ein Einwegkunststoffprodukt:

„Ein Produkt, das ganz oder teilweise aus Kunststoff besteht und nicht dafür konzipiert, entwickelt oder in Verkehr gebracht wurde, um mehrmals verwendet oder für denselben Zweck wiederaufbereitet zu werden.“

Betroffen von der Regelung sind:

  • Inverkehrbringer bestimmter, nicht-verpackter Ware (Feuchttücher, Luftballons und Tabakprodukte).
  • Inverkehrbringer bestimmter, kunststoffhaltiger Verpackungen (Lebensmittelbehälter („to-go-Lebensmittel“), aus flexiblem Material hergestellte Tüten und Folienverpackungen, Getränkebehälter mit einem Füllvolumen von bis zu 3 Litern, Getränkebecher, leichte Kunststofftragetaschen).
  • Inverkehrbringer von Feuerwerkskörpern (ab 2026).

 

Diese Richtlinie muss von allen Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden. In Deutschland ist dies über die Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotsV) und die Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung (EWKKennzV) geschehen.

Produkte aus Kunststoff, die nur einmal verwendet werden

Seit dem 3. Juli 2021 dürfen bestimmte Einwegkunststoffprodukte nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Einwegbesteck (Gabeln, Messer, Löffel, Essstäbchen)
  • Einwegteller
  • Trinkhalme (Strohhalme)
  • Rührstäbchen
  • Wattestäbchen (außer für medizinische Zwecke)
  • Luftballonstäbe
  • Lebensmittelbehälter aus expandiertem Polystyrol (z.B. Styroporboxen)
  • Getränkebecher aus expandiertem Polystyrol
  • Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff
Einweggeschirr
Einweggeschirr fällt unter die neue Regelung und darf daher in der EU nicht mehr in Verkehr gebracht werden

Wichtig für dich:

Diese Produkte dürfen seit Inkrafttreten der Verordnung nicht mehr verkauft oder neu in Umlauf gebracht werden, weder im stationären Handel noch über Online-Marktplätze wie Amazon.

Achtung: Auch sogenannte „bio-basierte“ Kunststoffe (z.B. PLA) gelten nicht automatisch als Mehrweg und fallen unter das Verbot, wenn sie nur für den Einmalgebrauch gedacht sind.

Was ist nicht betroffen?

Hier kommt der Punkt, der für viele Amazon Seller entscheidend ist: Nicht jedes Kunststoffprodukt ist automatisch verboten.

Nicht betroffen sind z.B.:

  • Mehrwegprodukte, auch wenn sie aus Kunststoff bestehen (z.B. Tupperware, hochwertige Bento-Boxen, Lunchboxen, Getränkebecher)
  • Verpackungen, bei denen es sich nicht um Einweg-Kunststoff-Lebensmittelverpackungen handelt
  • Tüten und Folienverpackungen ohne Lebensmittelinhalt
  • Medizinische Produkte, die aus Hygienegründen aus Kunststoff bestehen

 

Beispiel: Eine Kunststoff-Lunchbox für unterwegs fällt nicht unter das Verbot, wenn sie für den Mehrfachgebrauch vorgesehen ist und dies auch aus der Produktbeschreibung hervorgeht.

Tipp: Beschreibe in deinem Amazon-Listing klar, dass dein Produkt wiederverwendbar ist. Begriffe wie „wiederverwendbar“ oder „langlebig“ helfen hier zusätzlich.

Lunchbox
Mehrwegprodukte aus Kunststoff, wie z.B. Lunchboxen, sind von der neuen Regelung nicht betroffen

Was ist oxo-abbaubarer Kunststoff?

Oxo-abbaubare Kunststoffe sind konventionelle Kunststoffe (meist aus Polyethylen oder Polypropylen), denen metallhaltige Zusatzstoffe wie Kobalt, Eisen oder Mangan beigemischt werden. Diese Zusatzstoffe sorgen dafür, dass sich der Kunststoff unter dem Einfluss von Sauerstoff, UV-Strahlung und Wärme schneller zersetzt.

Aber und jetzt kommt das Problem:

Die Zersetzung erfolgt nicht vollständig biologisch, sondern nur in Form von Fragmentierung in Mikroplastik. Das Material zerfällt also in winzige Teilchen, wird aber nicht vollständig von Mikroorganismen abgebaut.

Die Gründe, warum diese Kunststoffe verboten wurden:

  • Sie fördern Mikroplastikverschmutzung, da sie sich zwar zersetzen, aber nicht biologisch abbauen.
  • Sie erschweren Recyclingprozesse, da sie normale Kunststoffströme kontaminieren.
  • Die angeblich „umweltfreundliche“ Wirkung ist irreführend und wurde auch wissenschaftlich widerlegt.

Was bedeutet das für deine Amazon-Listings?

1. Verkaufsverbot beachten:

Wenn du Produkte aus dem Verbotskatalog anbietest, musst du diese sofort aus dem Sortiment nehmen. Verstöße können Abmahnungen, Bußgelder und Sperrungen deines Amazon-Accounts zur Folge haben.

2. Kennzeichnungspflicht prüfen:

Für einige Produkte, die weiterhin erlaubt sind, besteht Kennzeichnungspflicht. Das gilt z.B. für:

  • Hygieneeinlagen und Tampons mit Kunststoffanteil
  • Feuchttücher
  • Tabakprodukte mit Kunststofffiltern
  • Getränkebecher mit Kunststoffanteil

 

Die Produkte müssen mit einem einheitlichen EU-Piktogramm gekennzeichnet werden, das auf den Kunststoffgehalt und die Entsorgung hinweist.

EU-Piktogramme Kunststoff
Für z.B. Getränkebecher, Feuchttücher und Tampons ist das entsprechende Piktrogramm zu nutzen

3. Listing-Texte anpassen:

Kennzeichne deine Produkte klar als Mehrweg oder recycelbar, wenn sie nicht unter das Verbot fallen. Das schafft Vertrauen, nicht nur bei Amazon, sondern auch bei deinen Kunden.

Umsetzung in Deutschland: Die wichtigsten Gesetze

Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotsV)

Diese Verordnung verbietet seit Juli 2021 das Inverkehrbringen der oben genannten Produkte.

Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung (EWKKennzV)

Hier geht es um Kennzeichnungspflichten. Wenn du betroffene Produkte wie Feuchttücher oder Getränkebecher verkaufst, musst du sie entsprechend kennzeichnen.

Häufige Fragen von Amazon Sellern

Zählt meine Kunststoffverpackung auch als Einwegkunststoff?

Die Einwegkunststoffverbotsverordnung gilt bisher nur für bestimmte Einwegkunststoffprodukte, dazu gehören insbesondere Einweg-Kunststoff-Lebensmittelverpackungen sowie Tüten und Folienverpackungen mit Lebensmittelinhalt. Handelsübliche Folienbeutel, die zum Beispiel dem Schutz von Bekleidung oder anderen „non-food“ Waren im Onlineversandhandel dienen, fallen nicht unter die Verordnung.

Muss ich meine Produktverpackung jetzt ändern?

Wenn du noch Produkte mit Einweg-Kunststoffverpackung aus oxo-abbaubarem Kunststoff verkaufst: Ja, unbedingt!

Was passiert bei Verstoß?

Je nach Schwere können Bußgelder bis zu 100.000 Euro verhängt werden. Bei Amazon kann es zudem zu Listing-Sperren, Rückrufaktionen und schlechter Sichtbarkeit kommen.

Wie kann ich Alternativen finden?

Setze z.B. auf folgende Materialien:

  • Papier & Karton (z.B. mit FSC-Zertifizierung)
  • Glas
  • Edelstahl
  • Zuckerrohr, Palmblatt, Maisstärke

Eine kurze Checkliste

  1. Material prüfen: Enthält dein Produkt oxo-abbaubaren
    Kunststoff – ganz oder teilweise?
  2. Verwendungszweck prüfen: Ist es für Einmalgebrauch oder Mehrfachverwendung gedacht?
  3. Kennzeichnungspflicht checken: Muss dein Produkt gekennzeichnet werden?
  4. Hersteller kontaktieren: Frag nach Materialangaben und Nachweisen
  5. Notfalls Listung anpassen oder Produkt ersetzen

Hier noch ein paar Praxis-Tipps für dich als Seller:

  • Mach dein Listing transparent: Weise klar auf Mehrweg-Nutzung hin
  • Nutze wiederverwendbare Verpackungen, auch für FBA
  • Verwende Produktbilder mit Hinweisen wie „wiederverwendbar“ oder „plastikfrei“
  • Biete Set-Angebote an, z.B. Mehrweg-Besteck in Etuis
  • Arbeite mit Anbietern für umweltfreundliche Verpackung zusammen
  • Verwende QR-Codes mit Infos zur Entsorgung oder Nachhaltigkeit
  • Kommuniziere deine Verantwortung, deine Kunden danken es dir

Fazit: Es geht nicht nur um Gesetze – es geht um Verantwortung

Das Verbot von Einwegkunststoffen in der EU ist mehr als nur eine Regulierungsmaßnahme. Es ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Zukunft. Für dich als Amazon Seller bedeutet das zwar Aufwand, aber auch eine riesige Chance.

Denn eines ist klar: Konsumenten achten immer mehr auf Nachhaltigkeit. Wer sich hier frühzeitig positioniert, gewinnt langfristig.

Nutze also die Richtlinie als Sprungbrett: für bessere Produkte, transparentere Kommunikation und ein Geschäftsmodell, das wirklich zukunftsfähig ist.

Und denk daran: Nicht alles, was wie Einweg aussieht, ist verboten. Aber alles, was verboten ist, wird irgendwann Konsequenzen haben, für deine Kunden und für dein Geschäft.

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Wer hat diesen Beitrag verfasst?

Christina Author
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In ihrer Rolle als Autorin füllt Christina die Blogsektion unserer Website mit spannenden sowie informativen Beiträgen, so dass sich unsere Leser stets bestinformiert selbstständig um die Product Compliance in Ihrem Unternehmen kümmern können.

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